Versteckte Ecken & Naturdenkmäler
Birkenau und die Ortsteile verfügen über eine erstaunliche Anzahl an Naturdenkmälern. Hierzu zählen markante Bäume und Steinformationen, aber auch von Menschenhand geschaffene Stein- und Holzkreuze ebenso wie Grenzsteine.
Naturdenkmäler
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Hornbacher Steinhäusl
Eine Nikolausfeier der besonderen Art
Am 06.12. ist es endlich wieder soweit. Klein und Groß marschieren in den Hornbacher Wald am Krähberg, um dort den Hornbacher Belzenickel (Nikolaus) zu besuchen. Dieser wohnt, nach alter Überlieferung, mit seinen Zwergen im „Steinhäusel“, einer Felsengruppe mitten in diesem Wald.
Alljährlich zeigt er sich dann den Kindern, die den doch recht beschwerlichen Weg von Hornbach über die „Himmelsleiter“, ein mehr als hundert Meter langer Steilanstieg, in Kauf genommen haben. Da steht er dann, der Alte Mann mit dem langen Bart und der roten Zipfelmütze, inmitten des weihnachtlich illuminierten Steinhäusels. Ein unvergessliches Erlebnis für Kinder, aber auch für Erwachsene.
Im Jahre 1914 kam Wilhelm Becker als junger Lehrer an die einklassige Volksschule nach Hornbach. Schon bald hörte er von seinen Schulkindern, dass draußen im Wald am Krähberg in einer Felsengruppe der Belzenickel wohnen soll. Jahr für Jahr plagten ihn seine Schüler mit dieser Erzählung bis er endlich 1918 am 6. Dezember gegen Abend mit seinen Schulkindern hinauszog. Und wahrhaftig, dort stand der Belzenickel mit seinen Zwergen inmitten hoher Tannen zwischen den Felsen. Und weil einige große Granitsteine so übereinandergeschichtet lagen, und dass Ganze aussah wie ein kleines Häuschen, hieß es von da an:
D A S H O R N B A C H E R S T E I N H Ä U S E L
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Götzenstein
Der Götzenstein ist ein 521,9 m ü. NHN hoher bewaldeter Berg in der Gemarkung Löhrbach.
Im Bereich des Gipfels befindet sich eine Gruppe von natürlichen Felsblöcken aus Granodiorit, die ihre Formen durch Wollsackverwitterung erhalten haben. Sie ist als Naturdenkmal geschützt.
Mit diesem sagenumwobenen Ort hat sich der Nestor der Birkenauer Heimatgeschichtsforschung, Johannes Pfeifer befasst. Auch heute ist der Kernaussage nichts hinzuzufügen: „Der mit Bäumen bestandene Gipfel des Götzenstein zeigt eine wesentlich andere Beschaffenheit als die meisten Berge. Er zeigt oben eine fast ebene Fläche. Bei näherer Betrachtung könne man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie nicht von Natur aus entstanden sein könne, sondern von Menschenhand geschaffen worden sei.
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Das Löhrbacher Schützenkreuz
Das Löhrbacher Schützenkreuz, ein zweibalkiges Holzkreuz hat schon zu den unterschiedlichsten Überlieferungen Anlass gegeben. Das Kreuz steht auf der Höhe zwischen Löhrbach und Buchklingen, nahe des Parkplatzes.
Ein Vorgängerkreuz, das 1935 noch stand, beschreibt Dr. Heinrich Winter: “Es waren ebenfalls die Wundmale, jedoch flach in das Holz eingeschnitten. Das Herz war rot, Hände und Füße, als parallellaufende Sohlen dargestellt, war ein Sechsstern ins Holz eingearbeitet“. Das Kreuz, an sich der Name der Löhrbacher Familie Schütz geheftet hat, soll nach einer Version gesetzt worden sein, als ein zweispanniges Fuhrwerk umkippte und dabei zwei Insassen und die Pferde umkamen. Deshalb habe das Kreuz auch zwei Querbalken. Doch weder im Gemeindearchiv noch im Kreisarchiv sind Akten über einen solchen tragischen Unfall anzufinden. Am 2. September 1928 kam in Löhrbach der Tagelöhner Josef Kohl beim Umgang mit einem Pferdefuhrwekr ums Leben, also geschah dieser Unfall sehr viel später. Nach allgemeiner Auffassung wurden hölzerne Kreuze zum Schutz von Feld und Flur aufgestellt, um gegen böse Kräfte über wirkungsvolle Abwehrkräfte zu verfügen. Von anderen Gegenden ist überliefert, dass Holzkreuze zur Abwehr gegen die Pest gesetzt wurden. Die Form des Doppelkreuzes ist nach spärlichen Zeugnissen wohl die älteste Form der Holzkreuze überhaupt. Ein Holzkreuz musste witterungsbedingt etwa alle 60 bis 70 Jahre durch ein neues Holzkreuz ersetzt werden. Die Zent Abtsteinach, zu der Löhrbach früher gehörte, wurde 1653 wieder katholisch, sodass dieses Kreuz sicherlich auch als eine Art Demonstration gegen die evangelische Zent Birkenau verstanden wurde. An das Schützenkreuz heftet sich eine etwas abstruse Überlieferung.
Danach sollen um das Schützenkreuz zur Geisterstunde Hexen getanzt haben. Drei junge Burschen, die eine alte Frau in Verdacht hatten, nachts auch um das Schützenkreuz zu tanzen, lauerten dieser auf. Tatsächlich ging diese Frau um zwölf Uhr nachts in ihre Küche träufelte auf eine Haselgerte etwas Wachs und murmelte: „Schmier den Stecken mit Hexenfett, flieg über Hecken und Staugen weg.“ Mit Getöse flog die Hexe durch den Schornstein. Einer der drei Bruschen, der dies gesehen hatte, ergriff einen Stecken, sprach einen falschen Zauberspruch, flog durch den Schornstein zum Schützenkreuz, jedoch in so geringer Höhe, dass ihm die Hecken ins Gesicht schlugen und Dornen sein Gesicht zerkratzten. Dort tanzten die Hexen bereits um das Kreuz. Die von ihm beobachtete ältere Frau flößte dem Neugierigen einen braunen Trank ein, sodass er bis zum nächsten Morgen erstarrt beim Kreuz liegen blieb, wo ihn ein Bauer fand.Quelle: 1200 Jahre Birkenau
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Ahoi-Stein Nieder-Liebersbach
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Franzosenkreuz
Das Franzosenkreuz auf Birkenauer Gemarkung steht auf der Höhe an einem Verbindungsweg zwischen Birkenau und Kallstadt in unmittelbarer Nähe des Reisackers.
Um seine Entstehungsgeschichte ranken sich verschiedene Sagen.
Eine Sage berichtet, dass ein französischer Offizier, der vom Reisacker von Soldaten Korn abfahren ließ, von einem Kallstädter Bauern an der Stelle des Kreuzes erschlagen wurde.
Ganz ähnliche Erklärungsversuche sind für andere Steinkreuze im Odenwald überliefert.
Einer anderen Sage nach wurden bei Franzoseneinfällen, bei schweren Kämpfen französische Soldaten erschlagen und in einem Massengrab verscharrt. Zum ewigen Gedächtnis daran sei dann das Franzosenkreuz errichtet worden.
Ein anderes Sagenmotiv wird seltener erwähnt. Vor vielen Jahrhunderten soll eine große Hungersnot geherrscht haben. Zwei Brüder, die eine Maus gefangen hatten, stritten sich heftig um diese. Dabei kam es zu einem Streit, wobei der eine den anderen erschlug. Zur Sühne musste der Brudermörder ein Kreuz setzen lassen.
Vielleicht nimmt die Bezeichnung Franzosenkreuz auf einen Vorfall Bezug, der sich Ende November 1799 abgespielt hat. Angehörige der Wörther Zentkompanie, die die Einheimischen bei der Abwehr der Franzosen unterstützt hatten, begaben sich von Birkenau nach Ober-Abtsteinach. Dabei wurde aus Sicherheitsgründen der Weg über die Höhe gewählt. In einer Schilderung heißt es: „Unterwegs fanden wir im Wald einen Tambour von Bürstadt tot liegen. Er war durch die Schulter geschossen und war ihm der Kopf halber abgeschlagen, das Hirn lag neben ihm. Wir ließen ihn nach Ober-Abtsteinach fahren, in Stroh binden und dort begraben.“ Diese Gräueltat wurde nach Lage der Dinge von Franzosen begangen. Oder aber unternahmen die Franzosen vom Reisacker einen Einfall nach Birkenau und lieferten das namensgebende Ergebnis. Dafür spricht der in der Nähe befindliche Franzosengraben.
Sicher ist aber, dass das Kreuz eher im 15. Jahrhundert gesetzt wurde, also lange vor den Franzoseneinfällen, die ganzen Erklärversuche können also nicht zutreffen. Nach herrschender Meinung handelt es sich bei dieser Art von Steinkreuzen um Sühnekreuze, die wegen eines vorgekommenen Mordes auf Kosten des Täters gesetzt wurden. Die Setzung des Kreuzes wurde oftmals durch einen Sühnevertrag geregelt, der auch noch die Wiedergutmachung durch Geldzahlungen an Hinterbliebene, Kirchenbußen oder weltliche Bußen vorsah.
In einer Ortsbeschreibung von 1803 wird dieses Flurdenkmal schlicht al „Kreuz“ bezeichnet. Auch frühere Gemarkungsbeschreibungen um 1680 gebrauchen die Bezeichnung „am Kreuz“.
Recht interessant ist eine Tatsache, die dem aufmerksamen Betrachter nicht entgeht. Auf der Schauseite ist eine Inschrift „IHS“ für Jesus. Über dem H befindet sich die Darstellung eines Herzes, auf dem wiederum ein Kreuz steht. -
Riesenstein in Löhrbach
Beim Riesenstein handelt es sich um eine Felsformation am südöstlichen Zipfel des Gemarkungsgebietes. Dieser Stein soll ehemals ein Opferstein gewesen sein. Ritzzeichnungen, die jetzt (1993) wegen des Moosbewuchses nicht sichtbar sind, scheinen dies zu bestätigen. Auch der Reisenstein wird mangels anderer Deutungen als keltische Kultstätte gedeutet. Bei diesem Stein soll, als es noch Riesen gab, ein gutmütiger Riese gewohnt haben. Da Riesen bekanntlich größere Strecken mühelos überwinden können, verwundert es nicht, dass unser Riese mit ein paar Schritten vom Götzenstein über den Riesenstein mit einem weiteren Schritt über das Flockenbacher Tal kam, um schließlich nach einem weiteren Riesensatz bei der Ladenburger Neckarbrücke zu landen. Diese Leistung wurde von anderen Riesen bezweifelt, was unseren ansonsten gutmütigen Riesen sehr entzürnte. So ergriff er einen Riesenstein und warf diesen an die Stelle, wo er heute noch zu bewundern ist.
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Hornbacher Lärmlöcher
Hornbach ist der einzige heutige Birkenauer Ortsteil, dessen Höfe nach dem 30-jährigen Krieg fast alle noch bewohnt waren. Eine Erklärung hierfür könnten die sogenannten Hornbacher Lärmlöcher sein. Der im ersten Moment seltsam anmutende Begriff mag von „Kriegslärm“ herrühren, d.h. bei Kriegslärm suchte die Hornbacher Bevölkerung in diesen Erdhöhlen Zuflucht. Diese beiden Höhlen wurden vor dem 1. Weltkrieg untersucht. Das eine Lärmloch befand sich oberhal der „Hornbacher Sunn“ in der Ortelsklamm, das andere Lärmloch am Ortsende in der Reinigsklamm. Das Lärmloch in der Ortelsklamm wird 1914 wie folgt beschrieben: „Das unterirdische Gelass besaß einen 80 cm breiten Zugang, der richtiger als Schlupfloch bezeichnet wird; Einzelheiten konnten aber nicht mehr festgestellt werden, da die Stelle durch Einsturz und frührere Nachgrabungen zerstört war. Das Innere zeigt zwei Kammern mit senkrechten Wänden und gewölbten Decken; der Vorderraum ist etwas größer als der hintere; jener hat 3-3,5m, dieser 2,5m Seitenlänge, bei etwas über 2 m Höhe. In beiden Kammern war der Boden mit Feldsteinen belegt. Im vorderen Raum waren die Überreste einer Feuerstelle unmittelbar am Eingang kenntlich. In der Nebenkammer war durch zwei Abzugskanäle von 40cm Durchmesser für Lüftung gesorgt. Wichtig ist, dass auf dem Boden außer Tierknochen nur spätmittelalterliche Scherben gefunden wurden. Eine zweite, bisher unbekannte Höhle liegt etwas ¼ Stunde weiter südlich an der Reinigsklamm, ähnlich wie oben beschrieben; die Höhle liegt in schwer zugänglicher, von Wald und Gestrüpp umwucherter enger Schlucht. Bei dieser Höhle ist der Eingang gut erhalten; er ist 1,40m hoch, an der Schwelle 1m, oben 45 cm breit. Auch hier schließen sich zwei Räume aneinander, der Zugang zum hinteren Gelass ist nur 95cm hoch und muss durchkrochen werden. Die Ausmessungen sind bei beiden Höhlen fast gleich. Das Lärmloch in der Ortelsklamm wurde in den 1930/40er Jahren mit Holz verschalt und „ausgebaut“. Durch Grabungen, wohl vorwiegend durch Kinder und Jugendliche, wurde diese Erdhöhle völlig zerstört. Der Eingang des Lärmlochs in der Reinigsklamm wurde aus Sicherheitsgründen wieder mit Erdreich verschlossen. Die ursprüngliche Substanz soll nahezu unverändert sein.
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Birkenauer Grenzsteine
In mehreren Birkenauer Grenzbeschreibungen der Jahre 1709,1803 und 1842 sind alle damals vorhandenen Birkenauer Grenzsteine minutiös beschrieben. Leider ist es gerade bei diesen Flurdenkmälern so, dass in den letzten Jahren ein großer Schwund zu verzeichnen ist. Spürt man der Geschichte der Gemeindegrenzen nach, so stellt man mit Erstaunen fest, dass die Grenzen über Jahrhunderte unverändert blieben. Dies hängt damit zusammen, dass unsere Vorfahren, Friedenszeiten vorausgesetzt, jährlich einen Grenzumgang hielten. Auf die Versetzung oder gar Entfernung eines Grenzsteins standen drakonische Strafen. Auf Birkenauer Grenzsteinen findet man als Ortszeichen den „Maueranker“. Für Nieder-Liebersbach stand bei der Gestaltung des Ortswappens die „Weberhaspel“ Pate, Beide Ortszeichen haben den gleichen Ursprung, abweichend ist nur die senkrechte bzw. waagrechte Abbildung.
Einer der interessantesten Grenzsteine steht an dem Grenzpunkt Birkenau/Nieder-Liebersbach/Weinheim. Darauf sind die bereits erwähnten beiden Birkenauer und Nieder-Liebersbacher Ortszeichen zu erkennen. Auf der Weinheimer Seite ist die Weinleiter und die Nr. 114 zu sehen.
Ein weiterer Dreimärker, der recht anschaulich die ehemaligen Herrschaftsverhältnisse widerspiegelt, steht am Grenzpunkt Löhrbach/Rohrbach/Birkenau. Zu sehen sind auf dem Stein das Birkenauer Ortswappen, das Mainzer Rad für Löhrbach uund das wamboltische Wappen für Rohrbach (mit dem Wappenbild nicht übereinstimmend).
Im Birkenauer Gemeindearchiv wird ein Güterstein des Klosters Lorsch aufbewahrt, auf dem das Klosterkreuz, die Jahreszahl 1596 und die Buchstaben C L (Closter Lorsch) zu erkennen sind. In Birkenau gab es bis Anfang des 17. Jahrhunderts die sog. Lorscher Klosterhube, die mit Gütersteinen dieser Art abgegrenzt war. Diese Hube musste Abgaben an die Schaffnerei Lorsch, das Kloster war 1232 bereits aufgelöst worden, leisten. -
Bildstock Schnorrenbach